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Der berührende Bericht eines Lebensretters und seiner Empfängerin

Lebensretter | Mi, 4.10.2023 | 12:55

Spender Raphael und Empfängerin Daniela aus Brasilien

Im Jahr 2021 spendete Raphael aus Feldkirch seine gesunden Stammzellen an eine junge Frau aus Brasilien. Nach zwei Jahren durften sie sich nun kennenlernen, was sie aufgrund der großen Distanz vorerst online erledigten. 

Hier ist Danielas Bericht zu ihrer Lebensrettung: 

"Hallo, mein Name ist Daniela, ich bin 38 Jahre alt und lebe in São Paulo, Brasilien. Im Oktober 2019 erfuhr ich, dass ich akute myeloische Leukämie hatte. Mein Körper war zu 60 % von der Krankheit befallen. Ich habe sechs Monate lang eine intensive und sehr schwierige Behandlung mit Chemotherapien gemacht. Zuerst wurde bei meiner Leukämie keine Stammzell-Transplantation verordnet. Trotzdem wurde ein Test mit meiner Schwester durchgeführt und sie war zu 50% kompatibel mit mir.

Nach der Behandlung ging ich wieder arbeiten und zur gewohnten Routine über. Das hielt nicht lange an, denn Ende 2020 wusste ich, dass die Krankheit zurückgekehrt war - und diesmal wurde ich (mitten in der Pandemie) zur Knochenmarktransplantation freigegeben. Ich fand heraus, dass ich einen internationalen Spender hatte, aber das medizinische Team beschloss, meine Schwester zu 50 % kompatibel zu machen, da eine internationale Spende mitten in der Pandemie sehr bürokratisch wäre.

Im April 2021 erhielt ich meine erste Transplantation. Ich war 65 Tage lang im Krankenhaus. Bald erfuhren wir, dass die Transplantation nicht funktioniert hatte. Meine Ärzte forderten bereits den internationalen Spender Raphael an. Ich hatte große Angst, dass er wegen der Pandemie aufgeben würde. Aber mein Retter ist nicht nur mutig, sondern auch sehr großzügig, und im September 2021 erhielt ich die Stammzellen von Raphael.

14 Tage nach der Infusion begannen seine Stammzellen bei mir zu arbeiten - und ich bin am Leben. Nicht jeder Held trägt einen Umhang! Die Genesung von der Transplantation dauerte etwas mehr als ein Jahr. Und heute, zwei Jahre nach der Transplantation, führe ich ein fast normales Leben.

In meinem Land darf man den Spender erst anderthalb Jahre nach der Transplantation kennenlernen (jedes Land hat seine eigenen Regeln und daher wurde es Raphael erst nach 2 Jahren erlaubt). Sobald die Frist ablief, habe ich mich an die Einrichtung gewandt und um die Aufhebung der Schweigepflicht gebeten, Dokumente unterschrieben. Es hat sechs Monate gedauert, bis ich eine Antwort bekam und ich hatte Angst, dass das Land meines Spenders oder er selbst die Aufhebung der Schweigepflicht nicht zulassen wollte.

Diese Woche erhielt ich jedoch eine E-Mail mit dem Namen meines Retters und seiner E-Mail-Adresse. Ich schickte gleich eine Nachricht und nahm Kontakt mit meinem Helden auf. Ich werde nie in Worte fassen können, wie sehr ich Raphael für diese Tat dankbar bin. Denn ich lebe dank eines Fremden am anderen Ende der Welt, der sich um mich sorgte."

Und hier noch aus der Sicht von ihrem Lebensretter Raphael:

"Ich hatte mich bereits 2017 bei einer Typisierungsaktion in unserer Firma (Anm.: Hirschmann Automotive) typisieren und bei Geben für Leben registrieren lassen. Mir war wohl bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit, mit jemandem zu „matchen“ und damit helfen zu können, sehr gering ist.

Trotzdem wurde ich vier Jahre später kontaktiert, dass ich möglicherweise als Spender für einen Leukämiepatienten in Frage käme – das hat sich angefühlt, als hätte ich im Lotto gewonnen. Nach einigem Hin- und Her (Vorabtestung, Reservierung, Reservierungsaufhebung, Untersuchung) durfte ich mich dann in Ulm zur Spende einfinden. Das ganze Prozedere war ausgezeichnet organisiert und hat völlig reibungslos funktioniert. Die Spende selber war nach einer Herr-der-Ringe-Filmlänge erledigt und ich durfte nach Hause fahren.

Mir wurde dann noch erlaubt, einen anonymen Brief an den Empfänger zu senden, der aber offenbar nicht angekommen ist – jedenfalls habe ich lange nichts mehr gehört. Nun, zwei Jahre nach der Spende, durfte ich meine Kontaktdaten übermitteln, um möglicherweise Kontakt mit dem Empfänger aufzunehmen. Zugegebenermaßen hatte ich wenig Hoffnung, da bereits auf meinen anonymen Brief keine Rückmeldung gekommen ist.

Nun könnt Ihr euch meine Freude und Überraschung vorstellen, als ich nur fünf Tage später per Mail aus Brasilien kontaktiert wurde. Meine Empfängerin, die Daniela heißt, hatte überlebt!

Sie hat mir ihre Geschichte und ihren Leidensweg erzählt und auch, dass sie nach der Spende nun wieder ein normales, gesundes Leben mit ihrem Mann und ihrer Familie führen kann. Wir sind seitdem in regelmäßigem Mail-Kontakt.

Es fällt mir schwer, die Emotionen der ganzen Geschichte in Worte zu packen. Ich bin unendlich dankbar und glücklich darüber, mit einer scheinbar so kleinen Geste wie einer Typisierung und der anschließenden Spende einen so großen Einfluss auf das Leben von Daniela gehabt zu haben und würde es sofort wieder tun!"

Lieber Raphael, vielen Dank für die berührenden Worte und Deinen fantastischen Einsatz!

Bild: Lebensretter Raphael und die Empfängerin seiner Stammzellen Daniela - Download Foto

Bild Daniela

Bild Raphael


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