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Bruder spendet seiner Schwester gesunde Stammzellen

Lebensretter | Mo, 21.6.2021 | 09:05

Unser 255. Spender ist Stephan aus Vorarlberg

Als seine Schwester an Leukämie erkrankte, spendete Stephan (43) aus Feldkirch ihr seine gesunden Stammzellen. In seinem berührenden Bericht erzählt er uns davon.

Das Privileg meiner Schwester!

Meine Schwester, 41 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, erhielt im Februar 2021 die Diagnose „Leukämie!“ Aus „das ist aber eine hartnäckige Grippe“ wurde eine potenziell todbringende Erkrankung.

Das Glück im Unglück war aber die genauere Diagnose wenige Tage später: „Heilbar, aber es wird eine Stammzellenspende benötigt!“ Die alleinige Behandlung mit Chemotherapie oder anderen Mitteln reicht nicht aus.

Ausgestattet mit diesem Wissen habe ich eine Möglichkeit gesucht, mich typisieren zu lassen und damit den Ärzten meiner Schwester in die Hände zu arbeiten. Dabei stieß ich auf „Geben für Leben“ und wurde dort sehr verständnisvoll beraten.

Nach einer genauen Untersuchung meines Blutes stand fest: Ich bin der für meine Schwester passendste Spender, es besteht, durch unsere Blutsverwandtschaft, die höchste Chance, dass meine Stammzellen von ihrem Körper angenommen werden und ihr ein funktionierendes Immunsystem zurückgeben.

Der Termin meiner Spende wurde mit der weiteren Behandlung meiner Schwester abgestimmt und fand Anfang Juni in Gauting statt. Für alle potentiellen Spender möchte ich die Tage vor der Spende, die sogenannte Aktivierung, so beschreiben: „Es ist kein Spaziergang, aber es ist auch keine Besteigung des Mt. Everest!“

Bei mir ergab es sich durch den Feiertag Fronleichnam perfekt, dass ich die Tage frei nehmen konnte und ich würde auch jedem anderen in der Aktivierung empfehlen, nicht auf Arbeit zu gehen. Ich konnte zur Ablenkung durchaus spazieren, aber konzentriertes Arbeiten, selbst wenn ich nur im Büro tätig bin, wäre eher nicht möglich gewesen. Mehr als stärkere Kopf- und Gliederschmerzen hatte ich aber nicht „zu beklagen“ und durch ausreichende Schmerzmittel, die ich zusammen mit den Mitteln zur Aktivierung erhalten habe, war es mir möglich, die Tage relativ normal zu verbringen.

Zur Spende selber reiste ich am Sonntag nach Gauting an und harrte im Hotel der Dinge, die dann kommen sollten! Pünktlich 7:45 Uhr kam ein Fahrer der Klinik und holte mich ab. Der Beginn der Spende war für 8:00 Uhr angesetzt. 

Ich möchte nicht verschweigen, dass ich die Nacht vor der Spende nicht geschlafen habe! „Hat die Aktivierung angesprochen?“ „Ab jetzt hängt es an meinem Blut, wie es meiner Schwester gehen wird!“ „Nadeln … ich mag doch keine Nadeln!“

Aber all das war mit dem Betreten der Klinik wie verflogen! Die anwesenden Schwestern betreuen einen perfekt, der behandelnde Arzt nahm sich die Zeit, noch kurz meine Filmwahl zu diskutieren und mir einen anderen Film vorzuschlagen und schon ging es los! Angeschlossen an die Zentrifuge, Kopfhörer für den Film auf den Ohren und immer wieder ein verschämter Blick auf den Beutel, in dem sich die Stammzellen sammelten! Nach circa anderthalb Stunden kam die Nachricht: „Qualität und Quantität der Stammzellen nach der Aktivierung sind perfekt!“

Nach zwei Stunden hatte man also alles, was meine Schwester benötigt um wieder gesund zu werden! Erleichterung! Freude! Tränen! Im anschließenden Gespräch wurde ich noch informiert wie die Nachsorge aussieht, eine Blutabnahme beim Hausarzt circa 4 Wochen nach der Spende.

Und meine Spende selber? Diese wurde am selben Tag noch weiter aufbereitet und am nächsten Tag zu meiner Schwester transportiert. Mein Schwager durfte dabei sein und berichtete, dass die Spende von 21:17 bis 21:58 per Infusion verabreicht wurde!

Zwei Stunden in meinem Leben, eine Stunde im Leben meiner Schwester! Es ist das Privileg meiner Schwester eine Spende direkt durch ihren Bruder erhalten zu haben! Auch für sie wurde in der Spenderdatei geschaut, aber niemand passte so gut wie ich!

Es ist so unvorstellbar unvorbereitet, dass man mit der Diagnose konfrontiert wird und es ist so unvorstellbar befriedigend, dass man etwas tun kann, damit ein Mensch wieder gesund wird! Natürlich ist die Situation innerhalb einer Familie anders als bei der Spende für eine fremde Person. Aber nachdem ich jetzt weiß, wie die Spende abläuft, welche geringen Einschränkungen ich hatte, kann ich jedem nur empfehlen: „Registriere Dich, spende Leben, es ist wirklich so einfach!“

Lieber Stephan, du hast absolut recht: Leben retten kann so einfach sein! Vielen Dank für deinen wunderschönen Bericht. Wir wünschen dir und deiner Schwester alles Gute! 

Bikld: Unser 255. Lebensretter Stephan - Download Foto

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