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Oberösterreicher schenkt Amerikanerin eine zweite Chance auf Leben

Lebensretter | Fr, 1.4.2022 | 12:40

Unser 304. Spender ist Manuel aus Oberösterreich

Manuel (40) aus Bad Schallerbach ließ sich 2017 im Kumplgut in Wels typisieren und hat nun einer amerikanischen Frau wieder Hoffnung auf Leben geschenkt. 

"Im Jahr 2017 wurde in Oberösterreich durch „Geben für Leben“ ein Spenderaufruf für ein an Leukämie erkranktes Kind in den Medien geschaltet. Es gab in Wels beim „Kumplgut“ eine Registrierungsaktion, die damals sehr gut angenommen wurde. Auch ich hatte mich damals dazu entschieden, mich als Spender registrieren zu lassen.

Erst jetzt, fünf Jahre später, wurde ich von „Geben für Leben“ kontaktiert und gefragt, ob ich denn noch bereit wäre, ein Leben zu retten. Was für eine Frage… Natürlich war ich bereit, meine Stammzellen zu spenden. Dazu möchte ich noch kurz erläutern, warum mir eine derartige Spende so sehr am Herzen liegt:

In gewisser Weise kann ich ganz gut nachvollziehen, was es zumindest für die Angehörigen eines schwer kranken Patienten heißt, auf eine derartig lebensnotwendige Spende warten zu müssen. Mein Vater war schwer herzkrank, hatte mehrere Herzinfarkte überlebt und kam aufgrund des mittlerweile stark geschwächten Herzens auf die Spenderliste. Damals gaben ihm die Ärzte noch etwa ein halbes Jahr. Nur 14 Tage später bekam er bereits sein Spenderherz. Es war eine aufregende Zeit voller Hoffnung, aber auch Ängsten (Stichwort „Abstoßungsreaktionen“). Schlussendlich wurden ihm noch 10 weitere Lebensjahre geschenkt.

Ok, soviel zum Hintergrund. Nun war es also für mich an der Zeit, „ein Leben zu retten“. Wobei ich die Bezeichnung „Hoffnung zu schenken“ bevorzuge. Denn ganz sicher schenkt man durch diese Spende dem genetischen Zwilling UND dessen Liebsten eine wirklich große Hoffnung! Und alleine das muss es einem doch Wert sein, einen vergleichsweise geringen Aufwand in seinem Leben zu betreiben.

Nach Kontaktaufnahme musste ich mir erstmal von meiner Hausärztin Blut abnehmen lassen. Ein Blutabnahmeset wird einem direkt per Post zugesendet. Das abgenommene Blut wurde durch einen Kurierdienst beim Arzt abgeholt. Kurz darauf wurde die genetische Übereinstimmung zwischen dem Patienten und mir bestätigt. Ich durfte mich daraufhin entscheiden, in welchem Krankenhaus ich die Spende vornehmen lassen möchte. Zur Auswahl standen Wien und Graz. Da bereits meinem Vater in Wien das Leben gerettet wurde, entschied ich mich natürlich auch für dieses Krankenhaus.

Wenig später hatte ich dort die Voruntersuchungen. Aufklärungsgespräch, Blutabnahme, Lungenröntgen, Bauchultraschall, usw. Das Ganze dauerte ungefähr einen halben Tag. Danach hieß es wieder ein paar Tage warten. Erst dann wurde grünes Licht für die Spende gegeben.

Dann wurde mir vom Krankenhaus der Termin vorgeschlagen. Das war definitiv ein Gänsehautmoment! Jetzt darf ich mich schon für die Herzspende revanchieren, die damals mein Vater erhalten hat und dann fällt der Spendetag auch noch ausgerechnet auf seinen Geburtstag! Na, wenn das mal keine guten Vorzeichen für eine erfolgreiche Spende sind!

Vor der eigentlichen Spende musste ich mir vier Tage vorher 2x täglich (Früh/Abend) eine Spritze verabreichen. Diese Spritzen werden wie Thrombosespritzen über die Bauchdecke verabreicht. Ist ein kleiner Piecks und tut wirklich nicht weh. 
Durch diese Spritzen wird die Produktion der Stammzellen angeregt, welche grippeähnliche Symptome verursachen können. Also Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, etc. Ich hatte ab dem zweiten Tag immer etwas Rückenschmerzen, die in der Nacht auf Tag Drei kurzzeitig mal heftiger wurden. Aber alles war ohne Schmerzmittel zu ertragen.

Nun war also der Tag der Spende gekommen. Angereist bin ich, wie auch schon zur Voruntersuchung, am Vortag. Dazu wurde vom AKH ein Hotelzimmer ganz in der Nähe gebucht. Die Kosten dafür wurden übernommen. Sämtliche Anreise- und Verpflegungskosten werden zusätzlich von „Geben für Leben“ übernommen. Am Spendetag auch für eine Begleitperson.

Um 08:00 Uhr war ich im Krankenhaus, wobei die tatsächliche Spende gegen 09:30 Uhr begann. Diese dauerte knapp über 4 Stunden. Und wie war nun die Spende? Laienhaft erklärt wird einem das Blut aus einem Arm entnommen, gefiltert und über den anderen Arm wieder zurückgeleitet. Das Ganze erfolgt in 11 oder 12 Zyklen. Also wie eine Blutspende, die ein kleines bisschen länger dauert ;-).

Ja, es gibt Angenehmeres, als vier Stunden im Bett zu liegen und dabei seine beiden Arme fast nicht bewegen zu dürfen. Aber da ein Fernseher vorhanden ist und auch die Mitnahme eines Tablets erlaubt ist, war die ganze Sache dann ganz gut erträglich. Sollte man etwas benötigen, wird einem vom sehr bemühten Personal umgehend geholfen. Es ist also durchaus auszuhalten und rückblickend betrachtet nicht so schlimm, wie man sich das vielleicht vorstellt. Einfach so gut es geht entspannen und das Krankenhauspersonal machen lassen. Die wissen schon was sie tun! 

Nach der Spende musste ich noch etwa 45 Minuten im Warteraum bleiben. Es musste noch überprüft werden, ob genügend Stammzellen gewonnen werden konnten. In dieser Zeit bekam ich ein Lunchpaket und einen Kaffee. Nachdem genug Stammzellenmaterial vorhanden war, wurde ich wieder entlassen. Kreislaufprobleme oder Ähnliches hatte ich übrigens zu keinem Zeitpunkt.

Ich möchte mich auf diesem Wege noch beim Krankenhauspersonal sowie bei „Geben für Leben“ für die einwandfreie Betreuung bedanken!

Sollte das hier gerade jemand lesen, der sich noch nicht sicher ist, sich registrieren zu lassen…. MACH ES! Und mache vielleicht eines Tages diese riesengroße Erfahrung, jemandem Hoffnung schenken zu können! Und vergiss bitte nicht, dass wirklich niemand davor gefeit ist, an Leukämie zu erkranken und dadurch eines Tages selbst auf die Spende eines Mitmenschen angewiesen sein könnte.

Ich für meinen Teil weiß nun, dass es einen Menschen da draußen gibt, der sich dank mir berechtigt Hoffnungen machen kann. Und ich wünsche ihm wirklich aus tiefstem Herzen, dass aus der „Hoffnungsspende“ eine „Lebensrettung“ wird!"

Lieber Manuel, vielen Dank für Dein fantastisches Engagement und den tollen und ausführlichen Bericht. Das alles wünschen wir Dir und der Patientin auch.

Bild: Unser 304. Lebensretter Manuel bei der Stammzellspende - Download Foto


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