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Tiroler schenkt einem Mann aus Mitteleuropa wieder Hoffnung

Lebensretter | Mo, 23.5.2022 | 14:38

Unser 312. Spender ist Richard aus Tirol

Richard (36) aus Wattens spendete seine gesunden Stammzellen an einen Mann aus Mitteleuropa.

"2017 habe ich mich mit vier weiteren Mitgliedern vom Roten Kreuz Wattens in Kramsach bei einer Typisierungsaktion typisieren lassen. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, aber plötzlich versuchte mich das Geben für Leben Team aus Vorarlberg Mitte 2021 zu erreichen. Dann ging alles ganz schnell, oder doch nicht!?

Für die genauere Bestimmung der HLA Merkmale, die Erfassung möglicher Infektions- oder Krankheitserreger und sonstige Parameter im Blut musste ich eine Blutlaboruntersuchung machen, welche auch keine Beanstandungen aufwies. Kurz darauf wurde eine Voruntersuchung bei der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) in Gauting gemacht. Wie kommt man da am besten hin? Natürlich mit dem Fahrrad.

EKG, Lungen und Herzröntgen, Ultraschall, eine erneute Blutabnahme, und einige weitere Untersuchungen wurden durchgeführt. Wie man schon ein wenig bemerkt hat, bin ich gerne in der Natur am Weg und dadurch fange ich mir immer wieder Zecken ein. Bei der Untersuchung wurde eine leichte Rötung am Oberschenkel festgestellt, was beim Labor berücksichtigt wurde, Ergebnis: Positiver Befund auf Borrelien. Ein Einfluss der Infektion auf die medikamentöse Stammzellenmobilisation konnte nicht ausgeschlossen werden. Zu meiner Sicherheit wurde ich daher für ein paar Monate als Spender gesperrt. Für den Patienten wurde ein Ersatzspender gesucht.

Nach neun Monaten wurde ich erneut kontaktiert. Wieder ging es nach Gauting zur etwas abgespeckten Voruntersuchung. Diese war diesmal ohne negative Befunde und der Spendetermin wurde fixiert. Nun hieß es für mich natürlich gesund zu bleiben!

Die Spende rückte immer näher. Fünf Tage vor der Spende begann ich mit der medikamentösen Mobilisation der Stammzellen. Dabei muss man sich in zwölfstündigen Abständen subkutan (unter die Haut) eine Spritze setzen (lässt sich mit Thrombosespritzen vergleichen).

Ich hatte ab dem dritten Tag nur leichte Nebenwirkungen, wie Knochenschmerzen, Gelenks- und Gliederschmerzen, was sich schlimmer anhört als es ist. Es war nur ein eigenartiges Gefühl, ein leicht stechender Schmerz im Brustbein und in Teilen der Wirbelsäule, das bei mir nur in einer kurzen Ruhephase nach einer Belastung zu spüren war.

Am Vortag der Spende machte ich mich wieder auf die Reise nach Gauting. Morgens um sechs Uhr nahm ich die letzte Spritze, dann schnell frühstücken und schon stand ein Mitarbeiter der AKB bereit, um mich abzuholen.

Nun ging alles wirklich schnell. Als ich in den Raum gebeten wurde, wo die Apherese stattfand, waren bereits zwei weitere Spender mit den Apheresegeräten verbunden. „Einmal bitte Platz nehmen“.  Noch einmal wurde Blut für das Labor abgenommen, danach wurde ich links und rechts in den Armvenen mit dem Apheresegerät verbunden. Die Funktionsweise des Apheresegerätes kann man mit einer Art Zentrifuge vergleichen, in welcher die Blutbestanteile voneinander getrennt werden können. In meinem Fall also Stammzellen und Blutplasma.

Während die Spende lief wurde die Laboruntersuchung gemacht, um sicherzugehen, dass alle Werte in Ordnung sind. Da man während der Spende nicht aufstehen und seine Arme nicht bewegen darf, hat man die Möglichkeit, sich aus einer Liste mit über hundert Filmen einen auszusuchen. In vielen Fällen genügt ein längerer Spielfilm. In meinem Fall dauerte die Spende ca. 3 ½ Stunden, und dabei zirkulierte mein gesamtes Blutvolumen dreimal durch das Gerät, wobei ca.180ml Stammzellen extrahiert werden konnten.

Was kommt nach der Spende? Genau! Eine Blutabnahme für eine erneute Laboruntersuchung :-).

Nach einer stärkenden Jause gab es ein Nachsorgegespräch und eine Befundbesprechung, wo man auch noch einige Fragen stellen konnte, die aber meist schon beantwortet wurden, bevor man sie stellen konnte. Nachdem alle Werte in Ordnung waren, konnte ich meine Heimreise antreten.

Nach vier Wochen.... ja, wieder ein Blutlabor zur Kontrolle der Blutwerte. Klingt aufwändig, ist aber nur eine Kleinigkeit, um dem/der EmpfängerIn die Möglichkeit auf Heilung und somit auf ein neues Leben zu ermöglichen.

Anonymer Kontakt ist einseitig bereits jetzt möglich. Nach drei bis sechs Monaten kann die AKB Stiftung und der Geben für Leben Verein den Gesundheitszustand erfahren und an mich weitergeben. Wenn nach zwei Jahren Spender und EmpfängerIn mit dem Datenaustausch einverstanden sind, kann man sich persönlich gegenüberstehen (Anmerkung: Geht leider nicht in allen Ländern).

Bei Gesprächen nach der Spende mit meinen Freunden, Bekannten und Verwandten wurde oft das Rückenmark mit der Spende in Verbindung gebracht, was mit der Spende absolut NICHTS zu tun hat. Leider hält sich das Gerücht recht hartnäckig in den Köpfen vieler Leute. Verwechselt wird hierbei gerne das Knochenmark mit dem Rückenmark. Das Rückenmark gehört jedoch zum Zentralen Nervensystem und bleibt bei der Spende unangetastet.

Ich fühlte mich die ganze Zeit immer geborgen und gut aufgehoben. Alle Mitarbeiter waren stets freundlich und gut gelaunt. Dafür möchte ich mich vielmals bedanken!! Bei der Stiftung AKB - Aktion Knochenmarkspende Bayern, bei der BSB Bayrische Stammzellbank und dem Verein "Geben für Leben - Leukämiehilfe Österreich". DANKE!"

Lieber RIchard, wir sind es, die danke für Deinen großartigen Einsatz sagen! Und auch Deine ArbeitskollegInnen beim Roten Kreuz sind sehr stolz auf Dich.

Bild: Unser 312. Lebensretter Richard bei der Stammzellspende - Download Foto


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